Zum Artikel springen

Drusenbergschule - Foto von 2007

Drusenbergschule (1913-1917)

Angesichts des rasanten Bevölkerungswachstums im Verlauf der Industrialisierung gehörte der Bau von Schulen zu den vordringlichen Infrastrukturmaßnahmen in Bochum und seinen Nachbargemeinden. Bis 1913 entstanden in Bochum allein 40 Volksschulen sowie mehrere weiterführende Schulen. Zu den bedeutendsten Beispielen der Schularchitektur des ausgehenden Kaiserreichs gehört die zwischen 1913 und 1917 erbaute und weitgehend unverändert erhaltene Drusenbergschule.

Architekt der Schule war der Stadtbaumeister Karl Elkart (1880-1959), seit 1912 Leiter der Hochbau-Planungsabteilung der Stadt Bochum und in dieser Funktion auch zuständig für weitere Bauten der Stadt wie das Stadtparkrestaurant und die Oberrealschule II an der Königsallee (heute Graf Engelbert-Schule) sowie für Bauten privater Auftraggeber wie die VEW-Hauptverwaltung in der Wielandstraße. Elkart war Schüler des renommierten Architekten Theodor Fischer und gehörte zu den jungen deutschen Architekten, die in dieser Zeit die bis dahin vorherrschende historistische Formensprache der Baukunst durch eine moderne Backsteinarchitektur nach Vorbild von Fritz Schumacher und Fritz Höger überwanden. Ein Beispiel für diesen älteren Stil bietet im Ehrenfeld das nur wenige Jahre zuvor errichtete Gebäude des Allgemeinen Knappschaftvereins. Elkart blieb jedoch nur wenige Jahre in Bochum. Nach dem Krieg wechselte er zunächst nach Berlin und dann nach Hannover, wo er 1929 eine Honorarprofessur an der Technischen Hochschule erhielt. Elkart gehörte zu den ersten Architekten, die in Deutschland Hochhäuser errichteten. In Berlin wurde nach seinen Planungen das Ernst-Reuter-Haus, der Sitz des Deutschen Städtetages erbaut.

Die Drusenbergschule besitzt einen in leichter Kurvatur angelegten langgestreckten Bau in mittelaxialer Grundrisskonzeption mit Haupthaus und Nebenhaus. Ein eingeschossiger Verbindungstrakt sowie das tempelartige Eingangsgebäude zur Drusenbergstraße wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Die aufwändig gestaltete Vorderfassade ist mit hochrechteckigen Fenstern, Rundbogenfenstern im mittleren Turnhallenbereich, Keramikeinsätzen und Medaillons mit Märchenmotiven versehen. Ursprünglich war sie weithin sichtbar, da sich die Drusenbergschule zur Bauzeit am südlichen Rand des Ehrenfelds befand. Kunstvolle schmiedeeiserne Treppengeländer, Parkettfußböden, glasierte Keramikkacheln und die mit einem Emporengang und Deckenbemalung versehene Turnhalle ergänzen das Bild der Drusenbergschule.

Die Drusenbergschule dokumentiert sowohl ein Stück Baugeschichte des späten Kaiserreichs als auch die Geschichte der Bochumer Stadtentwicklung und wirft zudem ein Licht auf die mitunter gravierenden Probleme des Baubooms im Ruhrgebiet. Als Gefangenenlager während der Ruhrbesetzung zwischen 1923 und 1925 – die Hauptverwaltung der französischen Besatzer befand sich in der erwähnten Oberrealschule – erlangte sie weitergehende Bedeutung.

Aufgrund ihres Standortes in einem Bachbett, der zuvor als Müllkippe genutzt worden war, sackte die ehemals auf Straßenniveau stehende Schule immer weiter ab. Dies führte zu massiven statischen Schwierigkeiten und Bauschäden, die 1986 eine Schließung notwendig machten. Nach zweijähriger Diskussion um den Erhalt wurde sie 1988 unter Denkmalschutz gestellt und umfassend renoviert.

 

Dietmar Bleidick



Zurück zur Gesamtauswahl - Hier klicken!



^ Seitenanfang ^